Mit Seiner Botschaft des Friedens und der Verkündigung der Bahá’í-Lehren, die den Weg zu einer auf Gerechtigkeit beruhenden neuen Weltordnung zeigen, konnte ‘Abdu’l-Bahá in den Menschen, mit denen er in der Donau-Metropole zusammentraf, neue Hoffnung und Zuversicht wecken. In der österreichisch-ungarischen Monarchie hatte sich in den zwei Jahrzehnten vor dem Ersten Weltkrieg in der Auseinandersetzung der Gesellschaftsklassen und der Nationalitäten schon eine neue politische Welt angekündigt. Auf die Frage zweier Theosophen antwortete er wie folgt:
„Für den Menschen gibt es zwei Arten von Fortschritt: den materiellen und den geistigen. Der materielle Fortschritt ist vorübergehend und am Ende ohne Bedeutung. Gleichgültig, wie weit sich ein Mensch in dieser Beziehung entwickeln mag, er wird keinen wirklichen Frieden und kein wirkliches Glück finden, und jede Spur wird von ihm am Ende ausgelöscht und vergessen sein. Geistiger Fortschritt andererseits gewährt dauernde Freude. Aus ihm ergibt sich die Erziehung, die Sicherheit und das Glück der ganzen Menschheit. Allerdings müssen wir die Menschheit sowohl im materiellen wie im geistigen Sinne beschützen und ihr dienen. Im Vergleich zum geistigen Beistand sind der materiellen Hilfe jedoch Grenzen gesetzt. Wenn aber Menschen von uns geistig geführt und unterstützt werden, sind die Ergebnisse unbegrenzt. Und wenn sowohl geistiger wie auch materieller Fortschritt gemacht wird, haben wir äußere und innere Erleuchtung.
Die Vollkommenheit liegt natürlich in der Erlangung geistiger Vollendung und materieller Fähigkeit. Wenn das Licht einer Lampe durch ein reines und funkelndes Glas verstärkt wird, so ist sie von besonderer Schönheit. Wenn jedoch jemand anfänglich nicht imstande ist, die Menschen geistig zu führen und ihnen göttlichen Beistand zu geben, sollte er sich nicht grämen, denn es wird ihm verziehen. Er muss seine Bemühungen verdoppeln, bis er die Gnade Gottes empfängt und imstande ist, die Menschen zu leiten. Gleichfalls soll er sich nicht grämen, wenn er keinen großen Anteil an den weltlichen Gütern hat. Wie viele Menschen haben Millionen ausgegeben, um der Menschheit zu helfen, aber da dies alles im materiellen Bereich war, gab es nur beschränkte Resultate. Sehet aber, welch grenzenlose Erfolge sich aus den Bemühungen jener ergeben, die, wie zum Beispiel die Apostel, sich sehr angestrengt haben, um die geistigen Lehren zu fördern und das Wort Gottes zu verbreiten. Sehet, wie sie das ewige Leben errungen haben. Bemühet euch also, diese Gnade und Gunst Gottes zu gewinnen und verwendet eure Zeit dazu, euren Mitmenschen diese Art von Hilfe angedeihen zu lassen.“